Sonntag, 4. November 2007

Notizen

Ich hab schon wieder einmal lang nichts geschrieben, diesmal aber sicher nicht weil es nicht zu schreiben gab. Ich versuch mal die vergangenen Tage wieder hervorzuholen.
Am Samstag der vergangenen Woche (27. Oktober) bin ich durch Zufall auf eine (Presse-)Konferenz, über einen Wasserstreit zwischen Ica und den Comunidades von Huancavelica, geraten. Die Comunidades hatten vor dem latein-amerikanichen Wasser-Tribunal (http://www.tragua.com/es/) geklagt, dass Ica, durch die neuen Einrichtungen zum Leiten des Wassers an die Küste, ihnen das Wasser für ihre Chacras abzapft. Ica hat argumentiert, dass sie das Wasser brauchen um die Felder mit den Export Gütern (hauptsächlich Artischocken, auch Spargel) zu wässern.
Das Tribunal hat beraten, weder für die eine noch für die andere Seite entschieden und ihnen 5 Aufgaben mit auf den Weg gegeben die sie zu beachten haben. Es ist gut zu Wissen dass die Beschwerden von indigenen Gemeinden gehört und ernst genommen werden. Auf der Konferenz waren nun Vertreter aus den Gemeinden von Huancavelica, aus Ica und vom peruanischen Staat anwesend. Jeder wollte nun sein Anliegen darstellen und natürlich war dem peruanischen Staat die Bedeutung des Export-Anbaus etwas wichtiger als die Subsistenzlandwitschaft der huancavelicanischen Bauern. Doch sie zeigten sich Einsichtig gegenüber den Auflagen des Tribunals. Die Zukunft wird zeigen was aus den guten Vorsätzen erwachsen wird. Und eine weitere Sache wurde klar, um als indigene Gemeinde seine Rechte verteidigen und durchsetzten zu können, muss man diese kennen.
Dann am Dienstag (30. Oktober) hatte ich meine erste Despedida, abends war mein letztes Mal Kegeln in Perú -fürs Erste-. Am Morgen war ich leider bei einem Anderen Abschied, die Mutter einer Freundin war plötzlich und überraschend an Krebs gestorben, nur weniger Tage vor dem Tod hatte die Familie die Diagnose bekommen. Sie ist auf dem englischen Friedhof in Callao begraben worden. Ganz anders als die mehrstöckigen Urnen-Nieschen die ich mir vorstelle bei einer peruanischen Beerdigung, wurde sie in die peruanischen Erde hinab gelassen. Der Taxifahrer der uns ZUrück nach Lima brachte, fuhr die gesamte Strecke an der Küste lang. Ein schöner Ausblick, die Küste vor Lima ist wie ein U, so kann man schon vor weitem sehen wie die Stadt sich an die Steilküste drängt und wo die Hochhäuser von Miraflores aufragen. Beim Abschied am Abend bekam ich dann noch eine Tasche aus Wolle geschenkt in Farben die perfekt zu meinem Poncho passen.
Mittwoch war ich dann, mein wahrscheinlich vorletztes Mal, in der Schule in Villa Salvador. Ich wollte noch mal die Möglichkeit haben mit einigen Lehrerinnen zu sprechen, die Direktorin zu sehen und Eva, eine Volontärin die bis Februar in Lima bleiben wird, weil sie die Idee der Familienbetreuung gut findet, die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme geben. Ich war abends dann hundemüde zu Hause, weil nun aber ja Halloween ist -bzw. eigentlich viel wichtiger “el Dia de la canción criolla”- bin ich noch auf einen Sprung in Flying Dog Hostel, gegen die Erfahrungen der letzen Mal war da aber nicht der Bär los -was ich auf Grund meiner Müdigkeit gar nicht schlimm fand-. Ich bin dann aber noch von Freunden in einen Club mitgenommen worden, in dem ein Peruaner auflegen würde, der traditionelle peruanischen Musik mit elektronischen Rhythmen mischt. Ich hab leider schon wieder seinen Namen vergessen, aber Mischung war interessant und ich kam mal wieder ein bissel zum Tanzen. DIe Leute waren auch super nett und ich hatte einen schönen Abend. Um kurz nach 4 bin ich dann aus dem Club und hab mich auf dem Weg nach Hause gemacht.
Der 1. November bestand dann aus Ausschlafen und einem netten Essen im einem Restaurant mit creolischem Buffet.
Freitag früh, um 8, bin ich dann halb nüchtern -weil ohne Frühstück und nicht weil betrunken- im Flying Dog aufgetaucht. Es ging nach Jesus Maria, einem Bezirk von Lima, in ein Krankenhaus. Nach 9 Jahren Pause hatte ich mich wieder dazu entscheiden Blut zu spenden, natürlich gingen mir die beiden Tage vorher komische Dinge durch den Kopf, wie schmutzige Nadeln, doch ein Freund hatte mich um meine Hilfe gebeten und ich wollte sie ihm nicht verwehren. Seine Mutter liegt in diesem Krankenhaus. Seid 2 Wochen, sie bekommt Radiotherapie, der Grund dafür ist Krebs. Sie hat Uterus-Krebs und blutet, fast jeden Tag, deswegen ist die Familie jetzt aufgerufen Spender zu finden um die Blutbank des Krankenhauses wieder aufzufüllen.
In Wartehof der Blutbank muss meine einen ganzen Zettel voll mit Fragen beantworten danach wird auf Blutgruppe und Blutwerte getestet, ist man durch diese Tests wird man noch einmal persönlich befragt. John hatte befürchtet dass diese persönliche Befragung problematisch werden würde, ich kann zwar mittlerweile gut Spanisch, doch diese Fragen würden sich mit einem völlig anderen Vokabular befassen. Doch seine Sorge war unbegründet, die Dame die mich befragen sollte hatte zwar zuerst Sorge das ich sie nicht verstehen könnte doch diese konnten wir schnell ausräumen und anstatt das sie mir komplizierte medizinische Fragen stellte wollte sie mit mir über Deutschland reden. Sie hat zwei Brüder dort, beide mit Deutschen verheiratet, einer lebt in Köln der andere in Berlin, zum Schluss aber noch die unausweichliche Frage nach der Anzahl meine Geschlechtspartner im vergangenen Jahr. Ich konnte diese zufriedenstellend beantworten und wurde in den Liegeraum gebracht. Die beiden anderen Spendenwilligen brauchten etwas länger.
Nach dem Spenden gingen wir dan Frühstücken, peruanisch, limenisch, an einem Kiosk auf Rädern der in einer Strassenecke steht. Mit Quinua zum Trinken und Pan con Palta zum Essen.

Jetzt sitze ich mit meinem Notebook im Garten bei mir zu Hause und schreibe endlich ein bissel über die vergangenen Tage. Mit Sonnenkreme geschützt auf einem Kinderkorbstuhl genieße ich die ersten echten Sonnenstrahlen des Frühlings. Um mich der Verkehr von Miraflores und die Vögel. Aus dem Brutkaten unserer Wellensittiche hört man es leisen fiepen. In wenigen Minuten wer dich mich auf den Weg nach San Borja machen, ich bekommen eine weitere Abschiedsfeier. In 1 1/2 Wochen geht man Flugzeug nach Frankfurt.
Ich werde Lima vermissen, dass weiß ich jetzt schon, aber ich freu mich auch auf zu Hause