Mittwoch, 17. Oktober 2007

Biodiversitär, Kunsthandwerk und Erderwärmung

Ich hab lang überlegt ob ich über diese 3 Themen in einem Blog Eintrag schreibe, doch auf meine letzte Reise ins Mantaro Tal sind mir nun all diese Dinge begegnet.
Am vergangenen Donnerstag nun bin ich im Auto meiner Gastmutter, zusammen mit ihr und ihrer Schwester, in Mantaro Tal gefahren. Das ist das erste grosse Tal, wenn man Lima über die Carretera Central nach Osten verlässt und die westliche Kordiliere überquert hat, deren Pass auf knapp 5.000 Meter liegt, der Ticlio.
Grund für die Reise, war eine “Feria de la Biodiversidad “ in Colpar am östlichen Hang des Tales zwischen Conception und Huancayo.
Erderwärmung
Beim Überqueren des Ticlios durfte ich mit meinen eigenen Augen sehen wie schnell die Erderwärmung fortschreitet. Auf dem Ticlio ist nach 10 Jahren nur noch eine nicht mal mehr Kilometer grosse Gletscher-Scholle übrig geblieben. Grau und einsam hängt sie zwischen den beiden Spitzen.
Noch vor 10 Jahren hatte der Gletscher die gesamte Spitze bedeckt und auch die Lagune war zum Teil zugefroren gewesen. Warum ist das so dramatisch? Die Küste Perus ist eine Wüste, grün sind nur die Täler, durch die sich, in Jahrhunderten und Jahrtausenden, die Flüsse aus den Andengletschern gegraben haben. Versiegen die Quellen der Flüsse, die Gletscher, wird die Küste restlos austrocknen.
Dies ist die Gefahr der Küste durch die Schmelze der Gletscher, auf der anderen Seite der Kordilieren liegt der Amazonas auch gespeist durch die Flüsse aus den Andengletschern. Versiegen diese, wird das Amazonas Becken austrocknen. Schon in den vergangenen Jahren ist es auf der brasilianischen Seite der Amazoniens zu verheerenden Dürren gekommen.
Biodiversidad
Am darauf, folgenden Tag ging es dann zu Feria, nach oben, nach oben, über lehmige Strassen fuhren wir mit dem mutigen kleinen 4-Rad-Auto. Im Dorf angekommen, waren die Feria Teilnehmer gerade dabei ihre Stände aufzubauen. Über Wollmantas und trockene Gräser, bauten sie schattenspendende Lauben-Dächer aus Eukalyptus-Blättern. Unter den Dächern packten sie den ganzen Reichtum ihrer Chacras aus. Mais, Kartoffeln und Bohnen in allen Farben und Formen, vor allem in allen Farben.
Die Wettbewerbe waren: Kartoffeln, Bohnen, Mais, Heilkräuter und typische Küche. Kriterien waren, traditionelle Sorten (gepflanzt oder verwendet für das Gericht), Technik (Anbau oder Zubereitung) und Conocimiento (Wissen über die Namen und Besonderheiten).
Die Kinder von zwei Schule, eine davon 2 Stunden Fussweg vom Dorf entfernt, waren mit ihrem Malwettbewerb beschäftigt. Gemalt wurde die Geschichte eines Mannes der zu viel gefischt hatte und was ihm deswegen passiert war, diese Geschichte hatte ihnen ein Cuenta Cuentos erzählt, der auch Juror beim letzten Wettbewerb war, dem Cuenta Cuentos, dem Geschichten erzählen.
Ich hatte eine etwas überdimensionierte Aufgabe, ich war Jurorin beim traditionellen Kochen. Zum Glück hatte ich zwei Helferinnen an meiner Seite, die sich in der traditionellen peruanischen Küche gut auskannten. Manchmal standen sich der gute Geschmack und der Verstoss gegen die Verwendung von selbst produzierten Zutaten gegenüber. So aß ich mein erstes Cuy mit Mani (Meerschweinchen in Erdnuss-Soße), was wirklich super lecker war, aber die Erdnüsse wuchsen nicht auf dem Feld der begabten Köchin und eine Dame machte ein wirklich leckeren Rhabarber Kompott (sie nannte ihn Rio Barbar), doch konnte uns nicht erzählen wer ihr beigebracht hatte das sie nur die Stiele verwenden sollte.
Kunsthandwerk
Da meine Reise dem Ende entgegen geht, war ich dort oben auch auf der Suche nach etwas was ich mitnehmen kann um mich an Peru erinnern zu können.
Am Samstag fuhren wir deswegen in ein Dorf in dem Weber leben, dort konnte ich einen Alpaca Poncho finden der mir gefiel und den ich gleich mitnahm. Eine Tagesdecke/Decke konnte ich dort in Auftrag geben, die wird jetzt in drei Tagen für mich gewebt. Die Muster aus naturgefärbter Schafwolle, die Streifen zwischen den Mustern in weißer Alpaka Wolle. Nach Fertigstellung wird er die Decke direkt nach Lima zu mir nach Hause liefern.
Wir sind nicht über die Carretera Central zum Dorf gefahren, auf schmalen, lehmigen Strassen, möglich durch den kleinen 4x4, durch kleine, mit Lehm gebaute Dörfer ging es. WIr hielten auf dem Weg auch bei einem Kunsthandwerker an, ein Kürbisschnitzer. Diese Kunst beherrschten seine ganzen Familie, wir waren so zu Gast bei eine Kunsthandwerksfamilie. Mit Schnitzarbeiten und einem glühenden Holzscheit bringen sie ganze Geschichten aus die getrockneten Kürbisse, die aus dem Norden Perus importiert werden und nicht im Hochland wachsen.
Die Nächte verbrachten wir in einem schönen Hostel in Jauja, was einer Freundin der Familie gehört, wunderschöner spanischer Bau mit zwei Patios, einem in der Mitte umgeben von der Mauer zu Strasse und dem Gebäude, was ihn von den restlichen drei Seiten umschliesst, und einem zweiten Patio, dem Haushaltspatio wo man in einem alten Lehmbau die ursprüngliche Küche finden kann.

Auf die Rückfahrt machten wir uns am frühen Sonntag, über die neue Strasse nach Tarpa und La Oroya. Ungefähr einen Kilometer vor dem Ticlio sah ich dann den ersten Unfall in den Anden, von dehnen mir so viel erzählt worden war. Vermutlich aus Übermüdung, war der Fahrer eines Buses mit diesem von der Strasse abgekommen. Zum Glück an einem Teil der Strasse wo der Abhang nur 100-200 Meter nach unten geht, der Bus lag zerstört an den Ufern der ich dort befindenden Lagune. 22 Tote und 35 Verletzte, die Verantwortung kann man wohl nicht beim Fahrer suchen, der es geschafft hatte sich für eine Stunden vor der Polizei zu verstecken. Auf dem Weg von Huancavelica nach Lima hatte ihm seine Empresa wohl keinen zweiten Fahrer zur Seite gestellt. Wie übel kann man es ihm nehmen, dass er nach 10 Stunden Fahrt um 1 Uhr nachts mit der Müdigkeit zu kämpfen hatte. Der Polizei erzählte er, es wären 2 Männer in der Mitte der Strasse gestanden. Wer steht um 1 Uhr nachts auf knapp 5.000 Metern, in der Kälte auf einer Strasse?
Kontrolliert werden müssten die Agenturen, die ihren Fahren solche Leistungen abverlangen.

Wir sind heile wieder in Lima angekommen, jetzt sitz ich hier vor meinem Rechner mit Hals- und Kopfweh und frag mich ob ich mir die Grippe eingefangen habe die Deutschland in Griff haben soll. Sachen gibt´s.